REB Wein Blog

REB Weine erzählen alle ihre ganz eigenen Geschichten und diese lest Ihr hier. Von Traube, Boden, Klima und natürlich Mensch.

REB Wein Geschichte N°47

Ribera del Duero: Reifer Wein von alten Reben

Reben werden in Ribera del Duero schon seit 2000 Jahren kultiviert. Lange Zeit jedoch produzierten die lokalen Kleinbauern vor allem Wein für den Eigengebrauch und verkauften den Rest ihrer Trauben an die grosse Kooperative in Peñafiel. Qualitätsorientierte, eigenkelternde Betriebe kamen erst später auf den Plan. Das trotz der optimalen Voraussetzungen für den Weinbau, die in der Gegend zwischen Valladolid und Aranda herrschen. Die Höhe von mehr als 600 Metern über Meer sorgt für kühle Nächte und kalte Winter, aber ebenso warme Tage und heisse Sommer. Ideale Voraussetzungen für aroma- und farbintensives Traubengut. Erst Ende des 19. Jahrhunderts machte das heute als Vega Sicilia weltbekannte Weingut mit ersten Spitzenweinen aus der Region von sich reden. Und bis Ribera del Duero als Region zu dem wurde, was es heute ist, sollte noch viel Zeit vergehen.

 

Den Industriellen Alejandro Fernández, Begründer der Bodegas Pesquera, kann man als Pionier der Region bezeichnen. Ab 1972 machte er Ribera del Duero mit seinen heute als Klassiker der iberischen Halbinsel geltenden Weinen auf breiter Front bekannt. 1982 wurde die eigene D.O. Ribera del Duero ausgerufen und in der Folge wurden viele Investoren auf die Region aufmerksam – allen voran Unternehmer aus Madrid. Bei der Gründung der D.O gab es 24 Bodegas, heute mehr als 300 – viele von ihnen befinden sich in architektonisch auffallenden, prunkvollen Bauten, die von der «Ruta del Vino» gut einsehbar sind. Reben bewirtschaften die meisten von ihnen allerdings nicht oder höchstens die paar Zeilen vor den besagten Bodegas, die jedoch vor allem repräsentativen Zwecken dienen.

Der Grossteil der Trauben für die heutigen Ribera-del-Duero-Weine wird noch immer von Kleinbauern produziert. Gesamthaft gibt es in der Region rund 22 000 Hektar Reben, wobei ein Grossteil davon erst ab den 1990er-Jahren ausgepflanzt wurde. Es ist fast schon logisch, dass so eine Entwicklung nicht nur zu Spitzenqualitäten in einer Region führt... Wie viele andere Weinregionen auch, ist das heutige Ribera del Duero Opfer seines eigenen Erfolgs geworden. Wir zumindest wollen die meisten Weine von dort nicht trinken; insbesondere nicht, wenn wir das Preisniveau der durchdesignten Tropfen betrachten. Glücklicherweise führen Entwicklungen wie diese zu einer Gegenbewegung. Wie etwa in der legendären Champagne, die ebenfalls von Grossbetrieben geprägt ist, gab und gibt es in Ribera del Duero Traubenbauern, die dem Treiben nicht länger tatenlos zusehen wollen. Einige Kleinbauern verliessen die Strukturen der Kooperativen und Kellereien und gründeten eigene Weingüter. Mit einem entscheidenden Vorteil: Die alteingesessenen Traubenbauern wissen am besten, welches die besten Lagen in der Region sind. Nun keltern sie Spitzenweine von ebendiesen. Selbstredend handelt es sich dabei um Parzellen, die lange vor dem Einzug der Investoren angelegt wurden. Ein Potenzial, das lange Zeit ungenutzt vor sich hin schlummerte.

Zu besagten Betrieben gehören etwa die 2005 gegründeten Bodegas y Viñedos Gallego Zapatero aus Anguix. Geführt von den Brüdern Bienvenido und Ignacio Gallego Zapatero, deren Kapital sind die gerade mal neun Hektar Rebberge, die noch von ihren Grosseltern angelegt wurden. Meist handelt es sich um Lagen auf Lehmböden, die nach ökologischen Prinzipien bewirtschaftet werden und die Basis für echte Terroirweine aus Ribera del Duero darstellen. Deshalb werden alle Parzellen auch einzeln ausgebaut und anschliessend zu den Basisweinen «Roble» und «Selección» sowie den Einzellagenweinen des Betriebs verarbeitet. Im Keller wirkte bis vor Kurzem die gebürtige Elsässerin Sophie Kuhn, die den Stil der Yotuel-Weine von Gallego Zapatero prägte. Diese sind nicht etwa vom in der Region omnipräsenten, vanilligen amerikanischen Holz gebrandmarkt, sondern vielmehr von französischer Eiche geküsst. Eine wirkliche Wohltat für Weinliebhaber wie uns und sicherlich auch Voraussetzung für den Ausdruck des Terroirs und ein gutes Reifepotenzial, vor allem bei den Einzellagenweinen des Betriebs. Allen voran dem «Finca San Miguel», einem Wein von unbändiger Kraft bei gleichzeitig grosser Feinheit, gekeltert aus Trauben von 90-jährigen Rebstöcken. Auch bei dem anderen Ribera-del-Duero-Betrieb im REB-Wein-Sortiment hatte Sophie Kuhn ihre Finger im Spiel. Nämlich bei den Weinen der Hacienda Solano. Ein ebenfalls kleines Weingut mit 16 Hektar Rebfläche in der Gemeinde La Aguilera. Kleine, zerklüftete Parzellen, die teils vor über 100 Jahren angelegt wurden und sich auf bis zu 900 Metern über Meer befinden. Die noch wurzelechten Reben hier sind auch in der Rioja – dem Paradies für alte Rebbestände - eine echte Rarität. Die Böden sind sandig-kalkhaltig, was die Reblaus nicht mag, den Weinen aber umso besser steht. Eleganz trifft auf Konzentration und frische Frucht – alles andere als überholzte Fruchtbomben, wie sie so oft in Ribera del Duero zu finden sind.