Domaine Sainte Croix: der Geschmack der Hautes-Corbières
Liz und Jon Bowen stammen ursprünglich aus England. Das Weinmacher-Paar betreibt die Domaine Sainte Croix im Haute Corbières an der Grenze zwischen den südfranzösischen Regionen Roussillon und Languedoc. Jon kümmert sich um den Weinbau und den Wein, Liz um den Papierkram, um die Kundenbetreuung und hilft wenn immer möglich auch in den Reben mit.
Die Region Corbières liegt unweit des Mittelmeers und der spanischen Grenze. Die Hautes-Corbières, die höher gelegenen Gefilde des Bergmassivs also, sind Niemandsland – hierher kommt man nicht einfach so. Auch die Bowens nicht. Die beiden arbeiteten viele Jahre im Weinbereich, bevor sie sich im Jahr 2004 im Dörfchen Fraïssé des Corbières niederliessen und selbstständig machten. Sie waren überzeugt, dass die kalkhaltigen Höhenlagen des Corbières perfekte Voraussetzungen für erstklassige Weine des Südens bieten. Und sie sollten recht behalten.
Die Reben der Domaine Sainte Croix wachsen auf einem Hochplateau in einer von erloschenen Minivulkanen durchsetzten Landschaft. Die Lagen sind praktisch isoliert von äusseren Einflüssen. Die Bodenstrukturen sind divers: In erster Linie ist Kalkstein zu finden, genauso wie Quartz, Schiefer und bläuliches Vulkangestein. Es sind erstklassige Lagen, nicht nur der komplexen Bodenstrukturen wegen, sondern auch dank ihrer alten Geschichte. Ein guter Teil der knorrigen Rebgestalten wurde im Jahr 1905 gepflanzt, hat sich also während mehr als eines Jahrhunderts an die Umgebung und die Voraussetzungen im heissen und trockenen Süden anpassen können. Für den grössten Teil ihres bisherigen Lebens produzierten die Rebstöcke Trauben für die Weine der Genossenschaften – bis Jon und Liz auf den Plan stiessen. Auf die Frage, wie alt eine Rebe oder ein Weinberg hier werden könne, antwortet Jon trocken, dass man das noch nicht wisse. Seine Reben waren die ersten, die nach der Reblauskrise in der Region gepflanzt wurden. Trotz ihres hohen Alters sind sie quicklebendig.
Jon bearbeitet die Lagen mit absoluter Zurückhaltung. Seine Philosophie im Rebberg bezeichnet er selber als «holistic», als ganzheitlich also. Dabei achtet er nicht nur auf die Reben, sondern auch auf alles andere, was hier gedeiht und lebt. Diverse Kräuter, wilder Fenchel, mediterrane Büsche – sie alle spielen ihre Rolle im Rebjahr der Domaine Sainte Croix.
Im Keller führt Jon fort, was er im Rebberg begonnen hat. Er begleitet die Weine ganzheitlich, lässt ihnen die Zeit, die sie brauchen, um zu perfekter Harmonie heranzureifen. Jon filtriert nur, wenn nötig, schönt nicht und schwefelt immer moderat. Nach heutigen Gesichtspunkten macht Jon Naturwein, doch ehrlich gesagt spielt das wie so oft keine Rolle. Denn die Weine der Domaine Sainte Croix sind weder abgefahren, freakig, noch trüb, alleine auf Trinkfluss ausgelegt oder sonst irgendwie erklärungsbedürftig. Sie können für sich alleine genossen werden, schmecken zu einem Essen und faszinieren auch während einer ernsthaften Degustation. Sie sind der Ausdruck der uralten Rebbestände in der Hautes-Corbières, der Böden, des heissen Klimas, der Pflanzen der Garrigue und des Mistrals, der hier über das Hochplateau fegt. Und natürlich sind sie Ausdruck des makellosen Handwerks von Jon und Liz.
Der Magneric gehört zu den Hauptweinen der Domaine Sainte Croix. Er ist benannt nach einer Parzelle mit alten Grenache-Reben, die auch rund einen Drittel zu diesem Wein beisteuert. Auch Syrah, Carignan und Mourvèdre spielen eine Rolle in der Cuvée. Der Wein reift während 16 Monaten in gebrauchten Eichenfässern. Ein Paradebeispiel eines südfranzösischen Rotweins: tiefrot in der Farbe, mit Noten von dunklen Früchten und warmen Gewürzen. Ein auf natürliche Weise konzentrierter und nicht etwa künstlich auf Leichtigkeit getrimmter Wein. Ein Wein mit dem Geschmack, der Würze und der frischen Säure von mehr als 100-jährigen Reben. Ein zeitlos grandioser Wein.