REB Wein Blog

REB Weine erzählen alle ihre ganz eigenen Geschichten und diese lest Ihr hier. Von Traube, Boden, Klima und natürlich Mensch.

REB Wein Geschichte N°10

Monte Bernardi: Chianti wie er sein soll

Wir bei REB Wein mögen spezielle, ausgefallene Weine, fernab des Mainstreams – aber auch für uns muss es manchmal ein Klassiker sein. Mit diesen Klassikern ist es aber immer so eine Sache. Nur die wenigsten Weinregionen konnten ihr Erbe und somit auch die Klassiker tatsächlich bewahren. Deshalb ist es für uns oft schwierig, Weine und Produzenten zu finden, die der REB-Wein-Philosophie entsprechen. Ein Paradebeispiel für diese Problematik ist die Chiantizone in der Toskana. Bis heute werden die Chiantiproduzenten von ihrer Vergangenheit gebeutelt: Zuerst waren da die schrecklich rustikalen Massenweine aus der Korbflasche, die noch heute vielen Konsumenten in Erinnerung sind. Darauf folgten die überextrahierten Chiantibomben, die mit maskierendem Barriquegeruch und dem Charakter internationaler Traubensorten punkten wollten und noch immer wollen.

Zum Glück gibt es heute eine wachsende Zahl von Produzenten, die sich auf die Grundwerte der Region berufen, mit traditionellen Rebsorten arbeiten und ihre Weine mit Zurückhaltung ausbauen. Wir gehen sogar soweit und behaupten, dass im Chianti noch niemals so gute Weine produziert wurden wie heute. Nämlich Weine, die den traditionellen Chiantistil mit dem Wissen moderner Weinmacher vereinen. Die einzige Schwierigkeit: Man muss sie finden.

Seit einigen Jahren schon verfolgen wir verschiedene Betriebe in der Toskana und immer wieder haben wir auch die Weine des Chiantiguts Monte Bernardi in Panzano probiert. Als wir dann vor einigen Monaten in einem Gremium von rund zehn Leuten aktuelle Sangiovese-Muster verkosteten, stachen die Monte-Bernardi-Weine allesamt mit ihrer Eleganz, Tiefe und Feingliedrigkeit hervor. Da haben wir nicht lange gefackelt und gleich drei Weine ins Sortiment aufgenommen – allesamt dominiert von der Sangiovese-Traube, der unanfechtbaren Königin der Region.

Das 53 Hektar grosse Anwesen Monte Bernardi besteht zu grossen Teilen aus Buschland und Wald, gerade mal 13 Hektar sind heute mit Reben bepflanzt. Monte Bernardi gehört seit 2003 der Familie Schmelzer – Amerikanern mit deutschen Wurzeln. Und in diesem Fall ist der amerikanische Einfluss Gold wert! Familie Schmelzer hat den Anbau auf Biodynamie umgestellt, lässt alle Weine in grossen Holzbottichen spontan vergären und baut sie anschliessend in grossen Holzfässern aus. Die Weine werden nicht filtriert und nur leicht geschwefelt. Das Ergebnis ist das, was wir uns unter traditionellem Chianti vorstellen: Sangioveseweine, die einzigartig leicht und elegant sind aber ebenso viel Komplexität und Tiefe aufweisen.

Natürlich könnte man jetzt meinen, dass Familie Schmelzer einfach Exoten in der Chiantiregion sind, die auf den modernen Trend der leichteren Rotweine setzen, doch das entspricht ganz und gar nicht der Wahrheit. Bei unseren Besuchen waren wir immer wieder vom gegenseitigen Respekt und dem Wohlwollen unter den artisanal produzierenden Gütern beeindruckt. Die scheinen verstanden zu haben, dass sie nur gemeinsam weiterkommen, wenn sie ihre Tradition ohne Kompromisse in die Moderne tragen. Eine hocherfreuliche Entwicklung!