Der Gewölbekeller ist während der Frühlingsferien am Samstag geschlossen: 20. & 27. April und Samstag, 4. Mai. Donnerstags bleibt geöffnet oder nach Vereinbarung.

REB Wein Blog

REB Weine erzählen alle ihre ganz eigenen Geschichten und diese lest Ihr hier. Von Traube, Boden, Klima und natürlich Mensch.

Vincent Eymann. Foto: Lucie Greiner
REB Wein Geschichte N°49

Deutschland natürlich

Die Stimmung dreht – nicht nur in Deutschland, aber auch in Deutschland. Ökologischer Weinbau gehört mittlerweile vielerorts zum guten Ton. Ein Moment, auf den die Weingüter Eymann und John aus der Pfalz genauso wie die Winzerfamilie Weinreich aus Rheinhessen lange warten mussten. Alle drei gehören zu den Pionieren des biologischen Weinbaus in ihren Regionen. Wurden sie früher für ihr Tun belächelt oder gar angegriffen, erfahren sie vermehrt die Wertschätzung, die sie verdienen. Insbesondere das Weingut Eymann gehört deutschlandweit betrachtet zu den absoluten Pionieren des naturnahen Anbaus.

1961 gegründet, begann Reinhard Eymann seinen Winzerbetrieb in den 1980er-Jahren auf biologische und später biodynamische Wirtschaftsweise umzustellen. Zu einer Zeit, als die Agrarchemie und ihre Auswüchse einen Höhepunkt erreichten. Im Jahr 2006 gingen die Eymanns sogar noch einen Schritt weiter und stellten ihr Weingut auf biodynamischen Rebbau um – Demeter zertifiziert. Für Vincent Eymann, der das Gut seit 2015 leitet, ist der das die Grundlage für ausdrucksstarke, terroirgeprägte Weine. Und damit ist er mit REB Wein auf einer Wellenlänge! Vincent hat im elterlichen Betrieb die Fokussierung auf die traditionellen Sorten Riesling und Pinot Noir vorangetrieben und zudem neue, erstklassige Lagen erschlossen. Für den Wein «Alter Satz» orientiert er sich an uralten Methoden: Es handelt sich dabei um eine Hommage an den traditionellen deutschen gemischten Satz aus Riesling, Muskateller und Gewürztraminer. Die Trauben werden gemeinsam von Hand gelesen, gepresst und spontan vergoren. Auch die Weinline Toreye orientiert sich an der Tradition: Sie ist benannt nach dem bereits im Jahre 1350 erwähnten Lehnshof «Toreye» (Mittelhochdeutsch „zur Aue“), auf den die Wurzeln von Vincents Familie zurückreichen. Der Riesling Alte Reben Toreye stammt von teils mehr als 80 Jahre alten, wurzelechten Reben, wird spontan vergoren und in grossen Holzfässern ausgebaut. Ein traditionell anmutender, trockener Pfälzer Riesling, der wohl gerade darum derart zeitgemäss ist.
Nur wenige Kilometer vom Weingut Eymann entfernt, in Neustadt an der Weinstrasse, findet sich ein weiterer Pionier: Das Weingut Frank John. Die Familien sind befreundet – den Tipp das Weingut Eymann zu besuchen bekamen wir sogar von den Johns! Frank und Gerlinde John kauften den Hirschhorner Hof im Jahr 2002. Mit viel Liebe zum Detail bauten sie das 400 Jahre alte Gebäude samt Kreuzgewölbekeller um und betreiben dort seit 2003 gemeinsam mit ihren Kindern Sebastian und Dorothea den Familienbetrieb. Wie Vincent Eymann berufen auch sie sich auf traditionelles Weinhandwerk – ihr Motto lautet passend: «Grosse Weine alter Schule.» Frank John selbst ist die grösste Zeit des Jahres unterwegs – als gefragter Berater im Bereich Rebbau und Önologie. Sein Spezialgebiet ist der biodynamische Ansatz, der auf dem eigenen Betrieb in allen Facetten gelebt wird.
Natürlich ist das Weingut demeterzertifiziert. Der Keller von Familie John ist unspektakulär – grosse Holzfässer reihen sich aneinander, viel mehr gibt es nicht zu sehen. Ein Besuch im Weinberg aber ist so abwechslungs- wie aufschlussreich. Die Artenvielfalt wird bewusst hochgehalten, der Natur Freiraum gelassen und dennoch ist jedes Detail des Anbaus durchdacht. So verwendet Familie John beispielsweise die Ruten von Bindeweiden anstatt Draht, um die Reben an den Drahtrahmen zu befestigen. Die traditionelle Methode hilft dabei, das natürliche Gleichgewicht im Rebberg zu erhalten – denn im Gegensatz zu Drähten verrotten die Weidenruten nach Gebrauch komplett. Ein weiteres Beispiel für den innovativen ökologischen Ansatz von Familie John ist das Aufhängen von Schafwolle in den Reben. Der Geruch der Schafe vertreibt die Rehe, die sonst an den jungen Reben knabbern und die Ernte gefährden würden. Schonender geht es kaum.
Während John und Eymann erst seit wenigen Jahren zur REB-Wein-Familie gehören, kennen und schätzen wir die Bioweine von Marc Weinreich aus Rheinhessen schon seit längerer Zeit. Marc leitete das Weingut seiner Familie seit dem Jahr 2009. Aber wie John oder Eymann arbeitet auch er eher wie zu Grossvaters Zeiten. Bewirtschaftet wird konsequent ökologisch und auch im Keller wird Verzicht geübt. Dabei entstehen bei Weinreichs lange nicht nur Klassiker im eigentlichen Sinne – wie etwa der trinkige Gutsriesling – sondern auch Weine mit modernem Anstrich, die irgendwann wiederum zu Klassikern werden könnten. So etwa der Orangewein Tacheles aus der Traubensorte Bacchus. Marc Weinreich hat viele Jahre mit der Maischegärung mit weissen Trauben und dem reduzierten Schwefeleinsatz experimentiert, bevor er auf dieser Grundlage eine eigentliche Naturweinlinie lancierte. Sein Vorgehen und seine Weine sind für uns der beste Beweis dafür, dass die Herstellung von Wein mit biologischen Methoden und minimalen Interventionen im Keller viel Know How benötigt. Und das gilt genauso für seine deutschen Kollegen Eymann und John.