Tetramythos: Griechenland Naturel
Griechenland gilt als die Wiege der europäisch-abendländischen Kultur und auch der Wein hatte in «Hellas» schon in der Antike einen hohen Stellenwert. Naturwein-Winzer auf der ganzen Welt orientieren sich heute an altertümlichen Methoden, vergären ihre Weine in Tonamphoren, belassen Weissweine für Monate auf den Schalen und versuchen auf chemische Zusatzstoffe zu verzichten. Die alten Griechen hätten dafür wohl nur ein müdes Lächeln übrig – Amphoren oder Orangewein kannten auch sie bereits.
Mit seiner langen Geschichte und jahrtausendealten Kultur ist der griechische Wein prädestiniert für eine traditionelle Vinifikation und alte Methoden. Die griechischen Winzer selbst entdecken das aber erst seit einigen Jahren. Griechenland und Naturwein sind mittlerweile ein perfektes Paar. Das Weingut Tetramythos befindet sich auf der Peloponnes am Golf von Korinth. 1999 gegründet, gehört es heute zur neuen Welle und zur Spitze des griechischen Weins. Kunden und Fans auf der ganzen Welt reissen sich um die raren Flaschen aus autochthonen Sorten. Geführt wird Tetramythos von den Brüdern Aristos und Stathis Spanos sowie vom Önologen Panagiotis Papagiannopoulos.
Die Weinberge von Tetramythos befinden sich auf rund 600 bis 1050 Metern über Meer und sind zum Golf von Korinth ausgerichtet. Die Böden sind kalksteingeprägt. Das Meer sorgt für steten Wind und ein einzigartiges Mikroklima, die Böden für eine gewisse Frische und trinkfördernde Mineralität, die allen Tetramythos-Weinen zu eigen ist. Mit seiner Trockenheit ist der Ort prädestiniert für einen naturnahen biologischen Anbau, den die Weinmacher auch praktizieren.
Seit vielen Jahren übt Panagiotis Papagiannopoulos Zurückhaltung im Keller. Er arbeitet absolut handwerklich und verzichtet auf alles, auf das verzichtet werden kann. Besondere Aufmerksamkeit erlangte er in dieser Hinsicht mit seiner Interpretation des griechischen Weinklassikers Retsina. Der Weinstil ist in der Region seit jeher bekannt. Im alten Griechenland wurde Wein in Schläuchen aus Ziegenfell oder auch in Amphoren aufbewahrt, oft waren diese Gebinde mit Harz abgedichtet, was nicht nur das Aroma des Weins veränderte, sondern auch die Haltbarkeit zusätzlich erhöhte. Heutigen Retsina-Weinen wird während der Gärung Harz beigegeben, um einen ähnlichen Geschmack zu erreichen. Obwohl Retsina als trockener Weinstil gilt, sind viele Weine betont süss und der Harzgeruch überbordernd. Für viele Winzerinnen und Winzer in Griechenland entstand durch die niedrige Qualität dieser Weine so etwas wie ein Retsina-Trauma. Um keinen Preis wollten sie damit in Verbindung gebracht werden. Tetramythos und einige andere Weinmacher schafften es aber, dass man heute wieder stolz ist auf den Retsina-Wein.
Panagiotis Papagiannopoulos macht eigentlich einen Anti-Retsina. Zum Einsatz kommt 100 Prozent Roditis aus einer Einzellage. Die heimische Sorte wird zwar auch sonst häufig zur Produktion von Retsina eingesetzt, jedoch selten reinsortig. Papagiannopoulos presst die Trauben nicht, sondern benutzt nur den feinen Saft, der durch die Schwerkraft aus der Presse läuft – wie bei bestem Champagner. Vergoren wird der Retsina von Tetramythos spontan in Amphoren.
Das Harz für die Produktion des Weines stammt von Pinien, die in unmittelbarer Umgebung zum Rebberg stehen, wo die Trauben für dessen Produktion gedeihen. und nur sehr wenig Harz kommt zum Einsatz. Es ist ein zitrischer, obstiger Wein mit dezenter Frucht, feinsten Pinienharztönen sowie salzig-schlankem und frischem Eindruck am Gaumen. Wenn Retsina immer so wäre, würden wir ihn öfters trinken...
Der besagte Roditis ist die Paradesorte bei Tetramythos. Sie kommt nicht nur beim Retsina zum Einsatz. Panagiotis produziert daraus zwei weitere Naturweine: einen aus Maischegärung, also ein Orangewein, sowie einen normalen Weisswein. Mit der Weissweinsorte Malagousia und der roten Agiorgitiko kultiviert man auf Tetramythos zwei echte griechische Urgesteine. Malagousia galt in den 1990er-Jahren als ausgestorben und wird heute wieder in immer grösserem Rahmen in Griechenland angepflanzt, auf dem Festland aber teilweise auch auf den griechischen Inseln. Malagousia wirkt reichhaltiger als Roditis, jedoch überaus frisch. Das Naturwein-Exemplar von Tetramythos verfügt über eine mineralische Salzigkeit, die den Trinkfluss fördert.
Die Rote Agiorgitiko ist in Griechenland häufiger anzutreffen – sie gilt als die am meisten verbreitete autochthone Rotweinsorte. Bemerkenswert ist bei der Sorte vor allem, dass sie als eine der ältesten Varietäten von Vitis Vinifera überhaupt gilt – sie soll bereits in der griechischen Antike angebaut worden sein. Der daraus resultierende Rotwein ist oft recht kräftig und wird international gerne mit Merlot verglichen. Keine Angst: Der Wein von Tetramythos hat damit nichts zu tun. Der Agiorgitiko Nature wird mit minimalem Einsatz von Schwefeldioxid hergestellt und ist ansonsten absolut naturbelassen. Ein primärftuchtiger, blumig-kirschiger Rotwein mit knackigen Gerbstoffen, frischer Säure und mediterranen Gewürznoten. Ein Wein, wie ihn auch die alten Griechen sicher gerne getrunken hätten.