REB Wein Blog

REB Weine erzählen alle ihre ganz eigenen Geschichten und diese lest Ihr hier. Von Traube, Boden, Klima und natürlich Mensch.

REB Wein Geschichte N°52

Neues Spanien: Grand Cru statt Gran Reserva

 
Schon mal einen Wein aus den Traubensorten Rufete, Trepat oder Juan Garcia probiert? Nie gehört? Und wie stehts um Caino Largo, Espadeiro oder Brancellao? Spaniens Weinwelt ist vielfältig und dennoch werden fast alle Rotweine aus Tempranillo vinifiziert. Fast die Hälfte der spanischen Rotweinflächen ist mit der spanischen Paradesorte bepflanzt. Obwohl Spanien insgesamt mehr als 400 Traubensorten zu bieten hat, werden heute schätzungsweise 80 Prozent der Weine aus gerade einmal 20 Varietäten hergestellt. Das ist schade. Den meisten Weinkonsumenten bleibt ein Grossteil der spanischen Sortenvielfalt verborgen. Doch es gibt Hoffnung. Einige Varietäten erleben derzeit eine kleine Renaissance, denn wie überall auf der Welt ist auch in Spanien das Lokale gefragt wie nie. Uns bei REB Wein freuts!
 
Der Traubensorte Garnacha oder Grenache widmen wir uns schon seit vielen Jahren mit grosser Hingabe – egal ob mit spanischer oder französischer Herkunft. Zu den Garnacha-Highlights aus Spanien im REB-Wein-Sortiment gehört zweifelsohne die Einzellagen-Abfüllung El Jorco aus der DO Cebreros. Es handelt sich dabei um einen Wein aus einem 1915 bepflanzten Weinberg auf rund 750 Metern über Meer. Das Projekt wurde vom heute legendären spanischen Weinmacher Raúl Pérez gemeinsam mit César Ruiz, Flequi Berruti und Nacho Jiménez ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei um einen absoluten Terroirwein, der mit dem spanischen Rotwein, wie man ihn sich so vorstellt, wenig gemein hat. Ein tiefgründiger, mineralischer Tropfen mit Noten von dunklen Beeren, Pfeffer und orientalischen Gewürzen. Ein Wein mit Körper, ausladend und geschmeidig, mit eingängiger Fruchtsüsse und profundem Abgang. Keine Spur von Kokos, Colafrosch oder Vanille also. Mehr Grand Cru als Gran Reserva eben.
 
César Ruiz ist nicht nur Teil von Viñedos del Jorco, er ist auch Weinhändler für französische Weine und betreibt eine Weinbar in Madrid. Der ausgebildete Winzer betreibt auch noch weitere Weinprojekte, die Spaniens besten Terroirs zu Aufwind verhelfen. So auch Viñas Serranas in der Sierra de Salamanca westlich von Madrid, nahe an der portugiesischen Grenze. Zu römischen Zeiten existierte hier eine blühende Weinkultur. Mit dem Verschwinden der lokalen Kooperativen in den 1950er-Jahren verschwand auch der Weinbau in der Region fast komplett. Salamanca fiel in einen Dornröschenschlaf. César Ruiz hatte die darbende Region schon lange im Auge. Einerseits wegen ihrer Geschichte, andererseits wegen ihrer topografischen und geologischen Ähnlichkeit zum Beaujolais. In beiden Regionen dominieren Granitböden. Und dann war da noch die autochthone Traubensorte Rufete, die es dem frankophilen César angetan hatte – diese bringt schlanke, elegante Weine mit einer intensiven Frucht und feinen Tanninen hervor. Weine für Liebhaber, wie er einer ist. Sein Fuente Grulla stammt von mehr als 80-jährigen Reben. Ein tiefgründiger, floraler, dunkelbeeriger, kräuteriger und ebenso frischer Wein mit edlen Gerbstoffen und grosser Länge. Ein echter Burgunder-Typus aus Spanien.
 
Die neue spanische Weinwelle ist elegant, das beweisen viele Tropfen junger Weinmacher aus alten Sorten. Die Entwicklung verlief praktisch parallel mit der Entwicklung der modernen spanischen Spitzenküche, zu der elegante Weine nun mal eben besser passen als marmeladige Tanninbomben. Den Unterschied merkt man im Glas wie im Teller. Vor allem, wenn man eine Zeit lang in Spanien reist. Zwischen einer einfachen Landbeiz, wo man als Vegetarier einen schweren Stand hat, und einem Spitzenrestaurant könnte der Unterschied grösser nicht sein. Der Wein Sin Blanca von José Beineitez machte uns vor einigen Jahren den Unterschied im Glas deutlich, als wir diesen nach unzähligen schweren Tempranillos ins Glas bekamen. Er besteht aus der alten Traube Juan Garcia, die früher im gemischten Satz mit weissen Trauben gepflanzt wurde. Die weissen Trauben verwendet José für andere Weine, daher der Name des eleganten, saftigen und eindeutig terroirgetriebenen Rotweines.
 
Die Traubensorte Trepat gehört zu den weiteren spanischen Rotweinschätzen, denen endlich die Aufmerksamkeit gebührt, die sie verdient haben. Die Trepat ist eine grosse, dünnhäutige Traube, die dem jurassischem Poulsard oder der Vernatsch (ital. Schiava) aus dem Südtirol ähnelt. Bis vor Kurzem wurde Trepat verwendet, um Rosado-Cava Farbe und Charakter beizufügen. Immer mehr junge Winzer zeigen aber auch, dass sie leichte, aromatische und florale Rotweine ergeben können, sozusagen als die neue spanische Weinwelle für Liebhaber moderat extrahierter, äusserst trinkfreudiger Weine. Dazu gehört auch der florale, fruchtig-beerige und ungemein trinkige Cuca de Llum des Winzerpaares Mariona Vendrell und Albert Canela von Vinicola Succés.
 
Der Norden Spaniens, sprich Galicien, ist quasi das Gegenkonzept zum spanischen Wein allgemein. Während im Rest des Landes vor allem Rotwein produziert wird, entstehen hier unter dem Einfluss des Atlantiks frische, zuweilen vielschichtige und elegante Weissweine aus Sorten wie Albariño oder Godello. Gerade für Verfechter der Frische ist Galicien aber auch erste Wahl, wenn es um Rotwein geht! Zu den legendären Weinmachern der Unterregion Ribeiro gehört Luis A. Rodriguez Vasquez. Er gehört zu den Vordenkern des spanischen Terroirweins. Seine Weissweine – aber eben auch seine Rotweine – gehören zum hochstehendsten und langlebigsten, was Spanien generell zu bieten hat. Der A Torna dos Pasas Tinto aus den weitestgehend unbekannten Traubensorten Brancellao, Caiño longo, Caiño redondo und Ferrol erinnert uns eher an einen profunden Saint-Joseph als an ein spanisches Gewächs. Sandige Granitböden findet man sowohl in Galicien als auch an der nördlichen Rhône. Zudem prägen eine dunkle Frucht sowie eine imposante Säure diesen besonderen Rotwein aus dem Norden Spaniens.
 
Galicien verfügt über ein wahres Füllhorn an autochthonen, lokalen Sorten, die nicht selten auch im benachbarten Portugal angebaut werden. So etwa auch die Sorte Espadeiro, die neben Caino Largo im Rotwein Aliaxe vertreten ist. Diese stammen von Reben die eine grandiose Aussicht auf den Atlantik und die grosse Bucht von Pontevedra haben. Dieser Neuzugang im REB-Wein-Sortiment ist mit seinen 11,5 Volumenprozent fast schon ein Antikonzept zu den sonst eher schweren spanischen Rotweinen. Federleicht, feinduftig und knochentrocken zeigt er sich, mit Noten von Kirschen, Eukalyptus sowie einem Hauch Meer. Süffig, mineralisch und ganz sicher Cool Climate. Ein Wein aus einem kühlen Terroir wie man es in Spanien eben auch findet.