REB Wein Blog

REB Weine erzählen alle ihre ganz eigenen Geschichten und diese lest Ihr hier. Von Traube, Boden, Klima und natürlich Mensch.

REB Wein Geschichte N°55

Rosé geht immer – sogar zu Artischocken!

Wir lieben Rosé – gerade wenn es wieder wärmer wird! Rosé ist für uns nicht nur ein einfaches Erfrischungsgetränk, sondern ein ernstzunehmender Wein und vor allem ein hervorragender Speisenbegleiter. Denn Roséweine passen zu unseren liebsten Gemüsegerichten wie kaum eine andere Weinart. Dazu aber später mehr.

Wir haben uns in den letzten Jahren intensiv mit Roséweinen auseinandergesetzt und waren uns zunächst nicht immer einig, wonach wir bei REB Wein denn geschmacklich – und auch farblich – suchen. Bald haben wir festgestellt, dass das daran liegt, dass Rosé nun mal nicht gleich Rosé ist. Rosé ist vielfältig, genauso wie Weiss-, Rot-, Schaum- oder auch Orangewein und genau darum sollte man auch mehr als einen Lieblingsrosé haben.

Zu den berühmtesten Rosés überhaupt gehören die Exemplare aus der Provence. Hier hat man die Rosékelterung perfektioniert und so eine Art Roséprototyp erschaffen, dem viele Produzenten weltweit nacheifern. Prägend dabei ist insbesondere die Direktpressung – die roten Trauben werden also direkt nach der Ernte abgebeert und ausgepresst, auf eine Maischestandzeit wird verzichtet. Der so gewonnene Saft ist sehr hell in der Farbe, der daraus resultierende Wein besonders frisch und quasi frei von Gerbstoffen. Auch unser Provence-Winzer Raimond de Villeneuve vom Château de Roquefort aus der Nähe von Cassis setzt auf Direktpressung. Sein Wein ist je nach Jahrgang und Färbung der Beerenhäute etwas heller oder weniger hell – mittels Maischestandzeit steuert er die Farbe eben nicht. Die Trauben der Sorten Grenache, Cinsault und Syrah, die für den Corail Verwendung finden, wachsen im Hinterland von Cassis, die Rebberge sind biologisch zertifiziert, wobei Raimond auch Methoden der Biodynamie anwendet. Nur beste Trauben geben auch guten Rosé, so einfach ist das. Weine wie der Corail des Château de Roquefort führen geschmacklich vor Augen, warum die Provence zur Rosé-Hochburg wurde. Der Corail ist ein fruchtiger, straffer, trockener und völlig unkitschiger Rosé. Selbiges gilt auch für unseren A Descoberta Rosado von der Casa da Passarella in der portugiesischen Region Dão. Ein Wein von Granitböden, der viel Charakter zeigt, sich dabei aber so einfach trinken lässt wie ein Sommer-Weisswein.

Der A Descoberta entsteht nicht aus Direktpressung, sondern aus einem sogenannten Saftabzug, bei dem die Traubenhäute vom Most getrennt werden, indem der Saft abgelassen wird. Ein ebenfalls schonendes Verfahren, das erstklassige Roséweine hervorbringt.

Auf dieselbe Methode setzt auch Marco Casanova vom Walensee. Sein Pinot Saignée entsteht bei der Rotweinproduktion. Bei seinen besten Pinot-Noirs nutzt er die Methode, um den Anteil an Beerenhäuten im Pinot zu erhöhen, indem er einen Teil des Saftes früh abzieht und separat vergärt. Eine Methode, die garantiert, dass bestes Traubengut für die Herstellung verwendet wird. Ein lachsfarbener Rosé, fruchtig und mineralisch und mit einer feinen Säurestruktur.

Der Diagonale-Rosé des Timorasso-Produzenten Vigneti Repetto wird mittels kurzer Maischestandzeit und ganz sanfter Pressung hergestellt. Der Wein aus den Sorten Barbera und Freisa ist frisch und überaus delikat. Ein Wein, der eigentlich immer passt – vom Apéro bis zum Absacker.

Zwei ganz andere Rosé-Typizitäten bieten der Bandol Rosé Terroir du Trias von der Domaine de Terrebrune und der griechische Xinomavro-Rosé von Apostolos Thymiopoulos. Der Bandol Rosé ist ein wirklich ernsthafter Wein, der als Speisenbegleiter zu mediterranen Spezialitäten geradezu brilliert und für den das Wort Terrassenwein nahezu eine Beleidigung wäre. Selbiges gilt auch für den erwähnten Xinomavro-Rosé. Es ist der einzige Rosé Griechenlands, der in Eichenfässern vergoren wird und dort auch drei bis vier Monate reift. Ein saftiger, kraftvoll-kantiger, ausladender, beeriger, mediterraner Wein mit langem Nachhall und ja, rosaroter Farbe – aber das spielt hier wirklich eine höchstens untergeordnete Rolle.

Rosé gehört für uns zu den besten Weinen überhaupt, denn viele Rosés begleiten Gemüsegerichte, die allgemein schwer mit Wein in Einklang zu bringen sind. Leichte Rosés passen zu Salaten oder zu Tomaten, schwerere Exemplare auch zu gegrilltem Gemüse. Eine der grössten Überraschungen in diesem Zusammenhang erlebten wir diesen Frühsommer mit Artischocken – sie gehören laut Lehrbuch wegen ihrer Bitterstoffe zu den am schwierigsten mit Wein zu vermählenden Speisen überhaupt. Wir haben im REB Hüsli also ein Glas Bio-Artischocken aus Apulien geöffnet und dazu unsere Rosé Corail aus der Provence probiert – von überhöhter Bitterkeit oder metallischem Nachgeschmack keine Spur, sondern nur grosser Genuss. Probieren geht eben über Studieren – auch beim Rosé.